Aufgaben in der Rassekaninchenzucht

Im Laufe eines Zuchtjahres sind von einem Rassekaninchenzüchter sehr viele Aufgaben zu erfüllen, die für einen erfahrenen Züchter selbstverständlich bzw. "in Fleisch und Blut" übergegangen sind, für einen Jungzüchter oder Neuling aber teilweise unbekannt sein können.

Nachfolgend werden die wichtigsten Züchteraufgaben chronologisch - also von der Zuchttierauswahl bis hin zu den Ausstellungen als Höhepunkt eines Zuchtjahres - ausführlich dargestellt.

Auswahl der Zuchttiere

Zum Ende des abgelaufenen oder spätestens zu Beginn des neuen Zuchtjahres muss sich ein Züchter Gedanken darüber machen, welche seiner Rammler und Häsinnen er miteinander verpaaren möchte, damit er für die im Sommer beginnenden Ausstellungen über entsprechende Jungtiere verfügen kann. Der Züchter kennt seine Tiere und wählt zur Zucht die Rammler und Häsinnen aus, die er für die besten Tiere hält bzw. die auf Ausstellungen entsprechend gute Bewertungen bekommen haben. Er sollte daneben aber auch noch in sein Zuchtbuch sehen, um festzustellen, welche positiven und negativen Eigenschaften das jeweilige Tier selbst und auch die Vorfahren aufgewiesen haben. Oft kommen Merkmale erst in der dritten, vierten oder einer früheren Generation zum Vorschein und weil sich ein Züchter auf keinen Fall sämtliche Eigenschaften aller seiner Tiere merken kann, ist es erforderlich, dass die Informationen aus dem Zuchtbuch mit in die Überlegungen und die Entschlussfassung, welche Tiere miteinander verpaart werden sollen, einbezogen werden.

Für die Zuchttierauswahl ist natürlich zu bedenken, dass kein Tier vollkommen, also völlig fehlerfrei ist. Der Züchter muss die Tiere auswählen, die dem Idealbild der jeweiligen Rasse möglichst nahe kommen, also die wenigsten Fehler haben, denn Ziel seiner Zucht ist, Jahr für Jahr seinen Zuchtstand zu erhöhen, mehr und mehr Fehler innerhalb seiner Zucht zu beseitigen und so Zuchtjahr für Zuchtjahr bessere Rassetiere zu bekommen.

Ein Züchter darf nicht nur nach dem äußeren Erscheinungsbild des Tieres gehen und beispielsweise ein Tier als Zuchtrammler oder -häsin hinzukaufen, das bei der Ausstellung 97,5 Punkte bekommen hat. Bei einer anderen Ausstellung kann dieses Tier vielleicht „nur“ noch 95 Punkte bekommen und außerdem darf man nicht erwarten, dass eine Paarung von zwei mit 97,5 Punkten bewerteten Elterntieren auch Jungtiere bringt, die später auch selbst einmal 97,5 Punkte erzielen werden. Elterntiere müssen planvoll miteinander verpaart werden, das bedeutet, sie sollen sich in ihren Rassemerkmalen und Nutzleistungen ergänzen. Einen Fehler bzw. negative Eigenschaft eines Tieres - z.B. ein dünnes Fell - kann man mit der entsprechend besonders guten Eigenschaft eines anderen Tieres - z.B. sehr dichtes Fell - ausgleichen und so ein "Minus" durch die Einpaarung eines "Plus" aufheben.

Zu empfehlen ist immer ein Kauf von Zuchttieren direkt am Stall des Züchters. Für eine Ausstellung werden die Tiere oftmals "herausgeputzt" (Zupfen einiger weißer oder schwarzer Fellhaare usw.) und man sieht dann die Schwächen dieses Tieres erst später oder aber bei den Nachkommen. Wenn man dagegen den gesamten Bestand eines Züchters sieht und unabhängig von einer Schau Tiere kauft, bekommt man einen wahren Eindruck vom Zuchtstand des Verkäufers und kann sich an Ort und Stelle die Tiere aussuchen, die man für geeignet hält, um die eigene Zucht gezielt zu verbessern.

Decken und Trächtigkeit der Häsinnen

Der Züchter muss planen, wann er die ersten Würfe haben möchte. Teilweise werden Januar-Tiere gewünscht, weil man die ersten Jungtierschauen ab Juni besuchen und deshalb über die entsprechenden Tiere verfügen möchte. Andere Züchter wiederum lassen sich - rassebedingt - mit den ersten Würfen bis Februar/März Zeit. Wann auch immer der Züchter seine Häsinnen werfen lassen möchte, er sollte die Geburt der Jungtiere so legen, dass er anwesend sein und den Geburtsvorgang überwachen kann. Der berufstätige Züchter wird an den Wochenenden in den meisten Fällen frei haben und deshalb sollte er die Häsinnen an einem Mittwoch decken lassen, weil - bei einer Trächtigkeitsdauer von 31 Tagen - die Geburt dann an einem Samstag erfolgen würde.

Zum Decken der Häsinnen werden diese in den Stall des Rammlers gesetzt. Man sollte einen Rammler nicht in den Stall einer Häsin setzen, weil er dann durch die ungewohnte Umgebung abgelenkt werden könnte. Der erfahrene Rammler bespringt nach einem mehr oder weniger ausgiebigen Vorspiel die Häsin, die dann ihre Beckenpartie anhebt und so dem Rammler ermöglicht, seinen Penis in ihre Scheide einzuführen und den Deckakt zu vollziehen.

Der Deckvorgang kann noch einmal wiederholt werden, allerdings reicht ein Deckakt völlig aus. Ein mehrmaliges Decken der Häsin erhöht nicht die Zahl der Jungtiere eines Wurfes.

Man kann allerdings - um sicher zu gehen, dass die Häsin auch aufnimmt - den Deckakt etwa zehn Stunden nach dem ersten Decken wiederholen, da zu diesem Zeitpunkt die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung am größten ist.

Einige Züchter decken ihre Häsinnen etwa vierzehn Tage nach dem ersten Deckakt erneut.

Wenn die Häsin dann den Rammler nicht "abbeißt" bzw. verjagt, ist sie vermutlich nicht trächtig und wird vielleicht jetzt aufnehmen.

Junge Häsinnen, die bisher noch nicht belegt wurden, ducken sich oftmals bei dem ersten Versuch eines Deckaktes, hocken sich in eine Ecke des Stalles oder ziehen ihre Blume zwischen die Hinterläufe, so dass dem Rammler ein Decken der Häsin erschwert oder sogar unmöglich gemacht wird. Hier sollte dann ein erfahrener älterer Rammler eingesetzt werden, der die Häsin leicht stößt oder beißt und sie so in eine andere, bessere Position bringt. Schafft dies der Rammler nicht, kann der Züchter nachhelfen und die Blume der Häsin leicht zur Seite ziehen oder seine Hand unter ihren Bauch legen und sie etwas anheben. Wenn auch dieser Versuch keinen Erfolg bringt, sollte die Häsin am nächsten oder übernächsten Tag erneut zum Rammler gesetzt werden.

Sollten sich Häsinnen absolut nicht decken lassen, kann man ihnen einige Tage vor dem geplanten Deckakt Hafer füttern oder ihnen auch Vitamine in das Trinkwasser geben. In den meisten Fällen werden die Häsinnen dann hitzig und lassen sich decken. Oder man setzt die Häsin einige Stunden vor dem Deckakt in einen leeren Rammlerstall. Auch hierdurch werden die Häsinnen dann meistens "heiß" und sind dann zum Deckakt bereit.

Ein Grund für das Nichtaufnehmen einer Häsin kann auch eine Unfruchtbarkeit entweder der  Häsin oder des Rammlers sein. Eine einseitige Fütterung oder auch zu viel Futter - Verfettung der Tiere - können diese Unfruchtbarkeit hervorrufen. Zum Verpaaren ausgewählte Tiere sollten deshalb mehrere Tage vor dem Deckakt ganz bewusst ernährt werden. Häsinnen dürfen nur noch etwa die Hälfte ihres bisherigen Futters bekommen oder man füttert sie ausschließlich mit Heu und Wasser und kleineren Mengen Möhren oder Rüben.

Während der Zeit der Trächtigkeit sollte der Züchter seine Häsinnen genau beobachten. Sehr früh kann er so bereits feststellen, ob die Häsinnen tragend sind oder nicht. Ein guter Züchter kann bereits nach spätestens 14 Tagen die Früchte im Mutterleib fühlen. Diese Überprüfung geschieht, indem der Züchter mit seiner linken Hand - die Finger werden dabei etwas gebeugt und gespreizt - unter den Hinterleib der jeweiligen Häsin etwa in der Nabelgegend fasst. Nun tastet die Hand in Richtung Becken, wobei - wenn die Häsin trächtig ist - die Föten gegen die gespreizten Finger stoßen. Dieser Vorgang ist jedoch mit äußerster Vorsicht durchzuführen, um die kleinen Lebewesen im Mutterleib nicht zu verletzen bzw. zu töten!
      
Trächtige Häsinnen durchwühlen auch oft die Einstreu und zeigen somit ihr "Mutterwerden" an oder sie zeigen ein verändertes Verhalten. Sonst ruhige und zahme Häsinnen werden sehr aktiv und unruhig bzw. vielleicht auch aggressiv und sonst lebhafte Häsinnen können besonders ruhig oder träge werden.

Sollte sich die anscheinend trächtige Häsin nach etwa 14 Tagen Fellhaare gerupft und ein Nest gebaut haben, ist dies ein sicheres Anzeichen dafür, dass sie nicht aufgenommen hat. Sie sollte dann umgehend erneut einem Rammler zum Decken zugeführt werden.

Der Züchter sollte bei seinen trächtigen Häsinnen rechtzeitig für geschnittene Krallen sorgen, damit die Jungen beim Herausziehen aus dem Geburtsgang nicht verletzt werden. Daneben muss sich der Züchter frühzeitig entscheiden, in welchen Ställen die Häsinnen werfen sollen.

Er darf eine Häsin nicht erst kurz vor dem Werfen in einen Stall setzen, denn sie benötigt einige Zeit, um sich an den eventuell neuen Stall zu gewöhnen bzw. einen geeigneten Platz für den Nestbau zu finden.

Eine trächtige Häsin muss besonders eiweißreich gefüttert werden. Kraftfutter, eine hohe Nährstoffzufuhr und eine möglichst abwechslungsreiche Palette von Futtermitteln sind eine Grundvoraussetzung für das gute Gedeihen der Jungen im Mutterleib. Weiterhin ist darauf zu achten, dass Mineralstoffe der Nahrung beigesetzt werden, denn für die Skelettbildung der Jungen ist Kalk bzw. Kalzium notwendig. Wenn die Häsin derartige Futtermittel nicht oder nicht in ausreichender Form bekommt, zehrt das an ihrem eigenen Körper und als Folgen könnten Knochenerweichungen oder sogar auch Knochenbrüche auftreten. Eine trächtige Häsin hat meistens auch einen recht großen Bedarf an Trinkwasser, das ihr in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen ist.

Weiterhin muss der Züchter überprüfen, ob die trächtigen Häsinnen ein Nest gebaut haben. Die meisten Häsinnen beginnen bereits Tage vor dem Werfen mit dem Bau eines Nestes. Überwiegend suchen sie sich eine ruhige Ecke des Stalles aus, buddeln ein Loch in den tieferliegenden warmen Mist, zerbeißen das Stroh und trampeln es platt, so dass hier für die demnächst geborenen Jungen keine Gefahr des Erstickens besteht.

Das von der Häsin zwischenzeitlich gebaute Nest wird von ihr mit Fellhaaren ausgestattet, die sie sich vorher ausgerupft hat. Sollte eine Häsin kein Nest gebaut haben, muss der Züchter ein derartiges Nest anlegen.

Das Nest sollte sich nicht in einer Ecke des Stalles befinden, damit sich die Häsin beim Werfen und späteren Säugen bequem darüber hocken kann. Es sollte auch nicht hoch sondern tief angelegt sein, damit die Jungen, die eventuell nach dem Säugen an den Zitzen der Häsin hängend von dieser aus dem Nest gezogen werden, schnell und leicht wieder nach dort zurückfinden. Ein hoch angelegtes Nest würde für die Jungen einen unüberwindlichen Wall darstellen und sie könnten nicht in das schützende und warme Nest zurückgelangen, weil die Jungen instinktiv immer nach unten krabbeln. Bei niedrigen Temperaturen könnten sie dann an Unterkühlung sterben bzw. erfrieren.

Wenn sich eine Häsin einmal keine Fellhaare ausgerupft haben sollte - dies geschieht hin und wieder bei Häsinnen, die zum ersten Mal werfen -, kann der Züchter nachhelfen und aus dem nach dem Werfen lose sitzenden Brustfell der Häsin Fellhaare ausziehen. Er kann aber auch im Laufe der Zeit Fellhaare von Häsinnen sammeln, die sich in der Haarung befinden oder die sich nach vierzehn Tagen Fellhaare ausgerupft haben, jedoch nicht trächtig waren. Zu beachten ist aber, dass Fellhaare von Häsinnen genommen werden, weil die Verwendung von Rammlerhaaren dazu führen könnte, dass die Häsin dann das Nest zerstört bzw. die Jungen ablehnt.

Nestkontrollen

Es kommt leider immer wieder vor, dass Häsinnen bei der Geburt ihre Jungen in der gesamten Bucht verstreuen oder dass einige der Neugeborenen tot zur Welt kommen. Diese toten Jungen sollte der Züchter sofort aus dem Stall entfernen. Im Stall verstreute lebende Junge muss der Züchter umgehend in das von der Häsin oder von ihm gebaute Nest legen. Dies ist insbesondere im Winter bei Kältegraden sehr wichtig.

Junge, die verstreut im Stall liegen und schon kalt sind, jedoch noch leben, kann der Züchter wieder "zum Leben erwecken", indem er sie einige Zeit in die warme Hand nimmt oder an eine andere Wärmequelle bringt.

Wenn eine Häsin ihre Jungen nicht säugen will oder kann, so sollte der Züchter versuchen, die Jungen an die Zitzen der Mutter anzulegen. Besser ist es, wenn gleichzeitig noch eine andere Häsin wirft und die Jungen, die von ihrer Mutter nicht versorgt werden, in das Nest zu den Jungen der anderen Häsin gelegt werden können. Dazu nimmt man die Häsin aus ihrem Stall und legt die Jungen der nichtsäugenden Häsin in das Nest zu den Jungen dieser Häsin. Nach einiger Zeit wird die Häsin wieder zurück in ihren Stall gesetzt und sie beschnuppert dann alle Jungen im Nest. Die fremden Jungen haben zwischenzeitlich den Geruch des Nestes und der anderen Jungen angenommen und so wird die Häsin in den meisten Fällen sämtliche Jungen wieder annehmen und säugen.

Auch in den Tagen nach der Geburt muss das Nest kontrolliert werden, weil es immer wieder vorkommt, dass Junge erfrieren oder anderweitig verenden. Erst nach etwa sechs Tagen bekommen die Jungen ein Fell und erst dann kann ihnen die Kälte nichts mehr anhaben. Bei Tieren, die im Sommer geboren werden, bestehen derartige Probleme meistens nicht.

Wenn sich die Jungen im Nest prall und voll anfühlen, ist dies ein sicheres Zeichen dafür, dass die Häsin ihre Jungen säugt und gut versorgt. Fühlen sie sich dagegen runzelig an, sollte man diese Jungen aussondern, weil sie anscheinend nicht ausreichend von der Häsin gesäugt werden können. Schlecht gesäugte Jungtiere werden auch später immer Schwierigkeiten haben und sind zur Zucht oder für Ausstellungen nicht geeignet, weil sie überwiegend Gewichtsprobleme haben werden.

Nach etwa neun Tagen nach der Geburt sollten die Jungen die Augen geöffnet haben. Ist dies nicht der Fall, muss der Züchter mit klarem Wasser nachhelfen und die Augenlider vorsichtig auseinanderziehen. Dieser Vorgang muss unter Umständen mehrmals - auch an den folgenden Tagen - wiederholt werden. Werden die Augen nicht rechtzeitig geöffnet, kann es passieren, dass die Tiere blind werden bzw. die Augen mit einem "Grauschleier" überzogen sind. Diese Tiere können dann nicht mehr ausgestellt werden.

Die Jungen verlassen nach etwa achtzehn bis zwanzig Tagen nach der Geburt das Nest. Wenn dies bereits früher geschieht, könnte das ein Anzeichen für schwache Säugeleistungen der Häsin sein. Der Züchter muss dann eventuell die Fütterung umstellen, damit die Jungen nicht zu schwach werden.

Sobald die Jungen im Stall herumhoppeln, sollte der Züchter für extreme Sauberkeit im Stall achten, denn die Jungen sind in diesem Alter sehr empfindlich.

Absetzen der Jungtiere

Eine Häsin säugt ihre Jungen etwa sechs bis zehn Wochen lang. Es gibt durchaus auch Häsinnen, die auch noch nach zwölf Wochen dazu bereit sind. Solange die Häsin noch über Milch verfügt, sollte man sie die Jungen auch säugen lassen, denn es gibt kein gesünderes und wertvolleres Futter wie die Muttermilch. Je mehr Muttermilch ein Kaninchen bekommen hat, umso besser wird es später auch gedeihen. Ein Züchter, der nur wenige Häsinnen in seinem Bestand hat und diese noch ein zweites Mal decken lassen möchte, ist natürlich gezwungen, die Jungtiere entsprechend früher abzusetzen, weil er sonst mit seinen zweiten Würfen zu weit in den Sommer hineinkommt und er diese Jungtiere aufgrund des dann oft fehlenden Gewichtes nicht oder nur bedingt für die ab Herbst stattfindenden Alttierschauen verwenden kann.

Hinsichtlich des Absetzens der Jungtiere gibt es verschiedene Möglichkeiten:

1. Variante:

Die Jungtiere werden von der Mutter getrennt und gemeinsam in einen neuen Stall gesetzt und bleiben dort noch etwa vierzehn Tage zusammen, bevor sie der Züchter dann wiederum in einzelne Buchten verteilt.

Ähnlich zu sehen ist das Absetzen der Jungtiere von der Häsin, indem man nicht alle Jungtiere in eine Bucht setzt, sondern die männlichen und die weiblichen Jungtiere jeweils gemeinsam in eine Bucht setzt.

Vorteil: Der "Schmerz", von der Mutter getrennt zu werden, wird für das einzelne Tier etwas gemildert, weil alle Jungtiere noch eine gewisse Zeit zusammenbleiben können.

2. Variante:

Der Züchter trennt die Jungtiere von der Häsin und setzt die Jungen jeweils einzeln in neue Buchten.

Vorteil: Die Jungtiere "trauern" nur einmal, wenn sie von der Häsin getrennt werden und gewöhnen sich dann sehr schnell an die neue Umgebung ihres eigenen Stalles.

3. Variante:

Die weiblichen Jungtiere werden von der Häsin getrennt und sofort jeweils in eigene Buchten gesetzt, während die männlichen Jungtiere bei der Häsin verbleiben und weiterhin von ihr gesäugt werden können.

Vorteil: Die jungen Rammler, die oft naturgemäß in ihrer Entwicklung langsamer sind wie die weiblichen Jungtiere, können "aufholen", indem sie länger die wertvolle Muttermilch aufnehmen dürfen.

Jeder Züchter muss für sich selbst entscheiden, welche Variante des Absetzens er bevorzugt bzw. seinen Vorstellungen am ehesten entspricht. Hier spielt natürlich auch eine gewisse züchterische Erfahrung eine Rolle, die man im Laufe der Zeit bekommt.

Sobald die Jungen im Stall herumhoppeln, hat der Züchter auf extreme Sauberkeit im Stall zu achten, denn die Jungen sind in diesem Alter sehr empfindlich.

Der Züchter könnte auch überlegen, ob es nicht vielleicht günstiger ist, die Häsin bereits sehr früh von ihren Jungen zu trennen. Das Säugen kann trotzdem in der gewohnten Form erfolgen. Die Häsin wird  - einmal pro Tag reicht meistens völlig aus - in den Stall ihrer Jungen gesetzt und nach dem Säugen wieder in ihre Bucht zurückgebracht.

Das möglichst frühzeitige Trennen der Häsin von den Jungtieren hat folgende Vorteile:

  1. Der Züchter kann schnell erkennen, ob die Häsin ihre Jungen noch säugt, denn er setzt das Muttertier in den Stall der Jungtiere und bleibt für die Zeit des Säugens an dieser Bucht bzw. kann anhand der Zitzen überprüfen, ob der Säugevorgang auch tatsächlich stattgefunden hat (bei erfolgreichem Säugen sind die Fellhaare um die Zitzen herum nass). Sollte     die Häsin ihre Jungen nicht mehr gesäugt haben, kann er sie anders füttern bzw. - wenn sie nicht mehr zu Ausstellungen oder zur weiteren Zucht vorgesehen ist - baldmöglichst verkaufen oder schlachten. Anders füttern bedeutet, dass die Häsin ab diesem Zeitpunkt nicht mehr das beste Futter erhält bzw. sie nicht mehr so reichhaltig gefüttert wird. Während der Säugezeit benötigt eine Häsin viele Vitamine bzw. Nährstoffe, damit sie in der Lage ist, möglichst viel Milch zu geben. Würde man der Häsin dieses gute Futter auch weiterhin reichen, obwohl sie nicht mehr säugt, wäre dies einerseits unwirtschaftlich, denn Futter - insbesondere Fertigfutter - ist gerade in der heutigen Zeit nicht ganz billig und könnte besser für andere Tier verwendet werden und andererseits würde die Häsin zu fett gefüttert, so dass der Züchter in den meisten Fällen arge Probleme hat, diese Häsin erneut trächtig zu bekommen. Hier sollte er dann auf diese gute Fütterung verzichten und lediglich ein  Erhaltungsfutter reichen, damit er dieses Muttertier ein weiteres Mal decken lassen kann bzw. ohne Schwierigkeiten von dieser Häsin einen weiteren Wurf Jungtiere erhält.
  2. Durch das Trennen der Jungtiere, die in ihrem Aufwachsstadium neben der wertvollen Kaninchenmilch nur bestes Futter erhalten sollen, wird gewährleistet, dass die Jungtiere dieses gute Futter auch wirklich bekommen. Man kann oft beobachten, dass sich die Häsin unmittelbar nach der Fütterung  sofort auf diese Nahrung stürzt und die Jungen kaum eine Chance haben, etwas davon abzubekommen. Durch das Trennen der Häsin von ihren Jungen wird also die vom Züchter gewünschte Ernährung der Jungtiere sichergestellt und gleichzeitig ausgeschlossen, dass das Muttertier -  wie bereits oben dargestellt - zur Weiterzucht nicht mehr verwendet werden kann, weil es infolge zu guter Fütterung verfettet ist.
  3. Jungtiere sind insbesondere zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensmonat der Gefahr der Kokzidiose ausgesetzt. Kokzidien werden mit dem Kot des Muttertieres ausgeschieden und anschließend von den Jungtieren mit dem Futter oder in anderer Form aufgenommen. Junge Kaninchen, die nicht besonders widerstandsfähig sind, erkranken hieran sehr leicht und verenden. Diese Kokzidiosegefahr lässt sich zum einen mindern, wenn man seine Tiere auf Roste setzt bzw. Kotschubladen verwendet, so dass die jungen Tiere erst gar nicht mit dem Kot in Berührung kommen und darüber hinaus auf peinliche Sauberkeit in seinen Ställen achtet. Zum anderen kann der Züchter aber auch durch das frühzeitige Trennen des Muttertieres von den Jungen diese Ansteckungsgefahr vermeiden. Der Züchter setzt dann die Häsin lediglich zum Säugen in die Bucht mit den Jungtieren. Dies kann mehrmals täglich geschehen, obwohl ein einmaliges Säugen pro Tag als völlig ausreichend erachtet wird. Durch dieses Trennen verhindert der Züchter weitgehend die Berührung der Jungtiere mit dem Kot des Muttertieres.

Fütterung der Jungtiere

Den Jungtieren sollte ständig Kraftfutter und Wasser in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen. Daneben muss der Züchter für eine abwechslungsreiche Kost sorgen und insbesondere eiweißhaltige Produkte verfüttern. Das erste Grün des Jahres in Form von Löwenzahn oder Klee wird von den Jungtieren sehr gern gefressen und gewährleistet eine positive Entwicklung.

Allerdings muss der Züchter sehr vorsichtig mit dem Grünfutter umgehen. Zu achten ist auf die Herkunft des Futters (z.B. Verunreinigung des Futters durch Hundekot), auf die Temperatur (warmes Grünfutter darf nicht verfüttert werden) und auch auf die Menge (insbesondere in der Übergangszeit, in der das erste Grün verfüttert wird, dürfen die Tiere nicht zuviel hiervon bekommen), damit es bei den jungen Tieren nicht zu Darm- bzw. Verdauungsstörungen oder sonstigen Krankheiten kommt.

Tätowieren der Jungtiere

Es sind sämtliche Jungtiere des betreffenden Wurfes auf der Zuchtmeldung aufzuführen und innerhalb von sechs Wochen an den Zuchtbuchführer des Vereins zu melden. Dazu trägt der Züchter die jeweiligen Würfe der Häsinnen auf den "Deckscheinen" (Zuchtmeldungen) ein und gibt diese an den Vereinszuchtführer weiter, der dann die einzelnen "Tätos", die Tätowiernummern, vergibt und die Würfe in das Zuchtbuch des Vereins einträgt.

Dann erscheint der Tätowiermeister des Vereins bei dem Züchter und kennzeichnet die Tiere, denn nur tätowierte Kaninchen dürfen ausgestellt und später zur Zucht eingesetzt werden. Man muss zurückverfolgen können, von welchen Elterntieren die Nachkommen abstammen.

Diese Tätowierung erfolgt nach etwa sechs bis acht Wochen nach der Geburt der Jungtiere. Der Tätowiermeister drückt den Tieren mit einer Tätowierzange die Kennzeichnungen in beide Ohren. In das rechte Ohr wird die Kennzeichnung für den jeweiligen Landesverband und die Vereinsnummer und in das linke Ohr das Geburtsdatum mit Monat und Jahr sowie die laufende Zuchtbuchnummer tätowiert.

Später muss der Züchter eine Auswahl treffen, welche Tiere er für die Zucht bzw. für Ausstellungen verwenden kann und welche Tiere (Würfe) er für die Mast aussondert. Wer Zeichnungstiere züchtet, kann natürlich schon relativ früh erkennen, welche Tiere er zur weiteren Zucht nicht einsetzen bzw. nicht ausstellen kann.

Jungtiere regelmäßig wiegen

Der Züchter sollte seine Jungtiere auch regelmäßig wiegen – nach Möglichkeit jeden Monat einmal - und diese Daten in seinem persönlichen Zuchtbuch festhalten, um festzustellen, bei welchen Tieren keine optimale Gewichtszunahme erfolgt. Er muss dann versuchen, die Ursachen hierfür herauszufinden. Es gibt immer wieder einzelne Tiere eines Wurfes, die hinter den Wurfgeschwistern in der Entwicklung zurückbleiben. Diese Tiere sollten dann auch zur Mast ausgesondert werden, weil sie später meistens immer wieder Schwierigkeiten bereiten werden, das entsprechende Gewicht zu erzielen.

Ausstellungen

Ziel eines jeden Rassekaninchenzüchters wird es sein, seine Tiere bei den Ausstellungen zu präsentieren. Wichtigstes Argument für eine Ausstellung ist für viele Züchter der Wettbewerb mit den anderen Züchtern. Hier will man zeigen, dass man bei der Auswahl und Paarung der Zuchttiere gute Arbeit geleistet hat und Rassekaninchen in seinem Bestand hat, die dem Idealbild dieser Rasse sehr nahe kommen. Jeder Züchter möchte den Zuchtstand verbessern und versucht ständig, andere Züchter zu übertreffen. Dies ist ein fairer Wettkampf und der Sieger wird mit Pokalen, Ehrenpreisen und Preisgeldern für seine Erfolge auch entsprechend belohnt.

Dem Besucher einer Ausstellung möchte ein Züchter zeigen, was er geschaffen hat und was der entsprechende Verein, der diese Schau ausrichtet, leisten kann. Man möchte dadurch das Interesse innerhalb der Bevölkerung wecken und einerseits um neue passive oder sogar aktive Mitglieder im Verein werben bzw. die Akzeptanz in der Öffentlichkeit erhöhen. 

Ein weiterer Grund für Ausstellungen sind die Möglichkeiten des Kaufs und des Verkaufs von Tieren. Auf einer Ausstellung - noch besser ist es, wenn der verkaufende Aussteller gleich auf mehreren Schauen präsent ist und man mehrere Bewertungen seiner Tiere vergleichen kann - können zum Verkauf stehende Kaninchen begutachtet und die jeweiligen Bewertungen angesehen werden und man kann sich zum Kauf des einen oder anderen Tieres entschließen. Hier kann der interessierte Käufer genau die Tiere erwerben, die er zur Verbesserung seiner Zucht benötigt. So kann er beispielsweise, wenn er Probleme mit den Fellen hat, ganz gezielt nach verkäuflichen Tieren suchen, denen sehr gute Fellanlagen vom Preisrichter bescheinigt wurden.

Analog dazu kann der Züchter Ausstellungen auch sehr gut dazu benutzen, selbst Zuchttiere zu verkaufen. Insbesondere größere Schauen, wie z.B. Landesschauen oder Bundesschauen, ziehen Züchter aus nah und fern an, die gezielt gute Zuchttiere für ihre eigenen Bestände erstehen wollen.

Um optimale Tiere zu den Ausstellungen bringen zu können, ist es unbedingt erforderlich, dass sie vorher schaufertig gemacht werden. Die nachfolgenden Tätigkeiten sollte er zwar auch noch einmal unmittelbar vor einer Ausstellung durchführen, jedoch ist eine ständige Pflege der Tiere äußerst wichtig. Wenn ein Tier hinsichtlich der Pflege vernachlässigt wird, kann man nicht ein paar Tage vor der Schau alles nachholen, denn insbesondere bei weißen Tieren wird man sehr schnell feststellen, dass der Züchter hier nur kurz vor der Ausstellung bezüglich der Pflege aktiv war.

Zum Schaufertigmachen gehört die Fellpflege, das Säubern der Ohren und der Geschlechtsecken sowie das Schneiden der Krallen. Daneben sollten die Tiere auch auf eventuelle Fehler überprüft werden. Eine Kahlstelle oder weiße Haare bei dunklen Tieren im Fell, ein fehlender Hoden, ein gespaltener oder angewachsener Penis, fehlende Krallen bzw. eine nicht dem Standard entsprechende Krallenfarbe (z.B. zu hell oder farblos bzw. unterschiedliche Krallenfarben) muss ein guter Züchter bei dem Schaufertigmachen erkennen und für dieses Tier dann ein anderes Ausstellungstier ummelden, um eine Bestrafung durch den Preisrichter bei der Bewertung zu vermeiden.

Wolfgang Elias, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im ZDRK

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